Tiroler triumphieren bei Österreichs längstem Ultratrail über 100 Meilen

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Bayerische Laufzeitung, 6. August 2023

Tiroler triumphieren bei Österreichs längstem Ultratrail über 100 Meilen

Mit dem Stubaier Christian Stern und der Kufsteinerin Esther Fellhofer triumphierten gleich zwei Tiroler über die Königsdisziplin des KAT100 by UTMB®. Der Sieg im Endurance Trail ging an den Norweger Anders Kjaerevik und Claudia Tremps aus Spanien. Mit dem Zweitplatzierten Alexander Hutter, landete auch hier ein Tiroler auf dem Podest.

Die Wettervorhersagen für die vierte Auflage des KAT100 by UTMB® waren alles andere als positiv, doch die Stimmung der 1.200 Läufer aus 50 Nationen konnten selbst strömender Regen, kalte Temperaturen und komplette Dunkelheit nicht trüben. Pünktlich zum Startschuss am Donnerstagabend um 18 Uhr zeigte sich dann auch kurz die Sonne und so stand einem gelungenen Lauffest nichts im Wege. Bereits im Vorfeld wurde die Strecke durch Rennleiter Thomas Bosnjak und seinem Team geringfügig angepasst, um die Sicherheit der Läufer auch bei diesen Wetterbedingungen zu gewähren.

Sportlich gesehen standen die Vorzeichen für ein spannendes Rennen ohnehin gut. Erstmals ist der Bewerb heuer Teil der internationalen UTMB® World Series und das spiegelte sich auch in den Startlisten wider. Starke Profis aus aller Welt fanden den Weg ins PillerseeTal mit dem Ziel, sich mit einem guten Ergebnis ihren Startplatz beim großen Saisonfinale in Chamonix im nächsten Jahr zu sichern. Umso beeindruckender ist die Leistung der heimischen Athleten, die den beiden Bewerben, die am Freitag ausgetragen wurden, dem 100 Miles-Rennen und dem Marathon-Trail, ihren Stempel aufdrückten.

Spannende Entscheidung auf der Endurance Strecke

Bereits um 4 Uhr morgens erreichten die ersten Finisher des Endurance Trails das Ziel in Kitzbühel. Der Sieger, der Norweger Anders Kjaerevik, benötigte für die 92 Kilometer und 5.110 Höhenmeter weniger als zehn Stunden und setzte sich in einem spannenden Dreikampf bei dem die Führung immer wieder wechselte, knapp gegen Alexander Hutter aus Österreich und Cristofer Clemete aus Spanien durch.

„Das Rennen war wie eine Achterbahnfahrt. Zwischendurch ist es mir richtig schlecht gegangen und ich hatte Probleme mit meinem Magen. Aber am letzten Anstieg zum Kitzbüheler Horn fühlte ich mich wieder sehr gut. Der Blick hinunter nach Kitzbühel war ein echtes Highlight und gab mir Auftrieb für die letzten acht Kilometer. Das Wetter war eigentlich gar nicht so schlimm. Nur die Dunkelheit war ungewohnt. Beim nächsten Mal brauche ich unbedingt eine bessere Stirnlampe“, so Anders Kjaerevik mit einem Augenzwinkern.

Auch Alexander Huter war mit Platz zwei durchaus zufrieden: „Es war eigentlich relativ grausig, es hat geregnet und am Kitzbüheler Horn wars dann auch noch ziemlich frisch. Aber im Großen und Ganzen hat es ganz gut gepasst. Vor allem der letzte Anstieg auf das Kitzbüheler Horn war richtig cool, weil da habe ich gewusst, dass ich den zweiten Platz bis ins Ziel halten kann. Den Downhill habe ich dann noch genossen. Es war für mich ein letztes, gutes Training für den UTMB in drei Wochen.“

Bei den Damen ging der Sieg an Claudia Tremps aus Spanien, die sich gegen eine weitere Österreicherin, Michaela Pilat, und Ildiko Wermescher aus Ungarn durchsetzte. „Die Strecke war wirklich schön, obwohl es die ganze Zeit dunkel war. Dafür hatte man einen schönen Blick ins Tal und die vielen Lichter der Stadt waren wirklich stimmungsvoll. Der Regen hat es nicht einfach gemacht, aber ich bin sehr glücklich mit meinem Rennen“, so das kurze Resümee der spanischen Siegerin.

Christian Stern bezwingt 170 km und 9.820 Hm am schnellsten. Auf der Königsdisziplin über 100 Meilen wurden die Teilnehmer in diesem Jahr besonders gefordert. Nicht nur körperlich, auch mental mussten die Athleten bis an ihre Grenzen gehen, um die 170 Kilometer und 9.820 Höhenmeter zu bezwingen. Aufstiege, Downhills und flache Passagen wechselten sich ständig ab und auch die Spitze des Rennens änderte sich im Laufe der Nachtstunden immer wieder. Am Ende konnte sich mit Christian Stern ein Tiroler durchsetzen und nach 21 Stunden und 25 Minuten von den Zuschauern in Fieberbrunn frenetisch empfangen werden.

Die Emotionen waren dem Stubaier ins Gesicht geschrieben: „Es war brutal schlammig, so etwas habe ich noch nie erlebt. Und es war auch sehr kalt, aber irgendwie geht es dann immer weiter. Im ersten Teil des Rennens habe ich mich auch gar nicht so gut gefühlt. Aber im weiteren Verlauf des Rennens konnte ich mich dann immer mehr absetzen und hab mich so richtig in das Rennen hinein gekämpft. Mein Ziel war es, nach zwei Fehlversuchen, endlich ein 100-Meilen-Rennen zu finishen. Ich bin überglücklich, dass mir das heute gelungen ist.“

Platz zwei ging am Ende mit gut 50 Minuten Rückstand an Andris Ronimois aus Lettland, dicht dahinter landetet mit Mario Weiß noch ein weiterer Österreicher auf dem Stockerl.

Bei den Damen feierte Esther Fellhofer einen souveränen Start-Ziel-Sieg. Die Kufsteinerin, die in den Kitzbüheler Alpen viele ihrer Trainingskilometer abspult, lief nach 25 Stunden, 48 Minuten erschöpft, aber glücklich über die Ziellinie „Der erste Teil bis Kitzbühel lief richtig super, ich war selber überrascht, dass ich nach so vielen Kilometern noch so gute Beine hatte. Aber dann war plötzlich der Akku leer und ich musste bergauf viel gehen, nur bergab konnte ich noch laufen. Jetzt bin ich einfach nur froh, im Ziel zu sein. Die nächsten Tage werde ich entspannen und mich dann auf das nächste Rennen, dem TDS in Chamonix, vorbereiten.“