Der älteste deutsche City-Marathon feiert am Sonntag ein Jubiläum: Zum 40. Mal wird der Mainova Frankfurt-Marathon gestartet.

Die Topleute für Frankfurt (Copyright „Mainova Frankfurt Marathon“)

Bayerische Laufzeitung, 27. Oktober 2023

Der älteste deutsche City-Marathon feiert am Sonntag ein Jubiläum: Zum 40. Mal wird der Mainova Frankfurt-Marathon gestartet.

1981 begann die Geschichte des Frankfurt-Marathons, als in Deutschland nach amerikanischem Vorbild die ersten drei großen Cityrennen gestartet wurden. Zuvor wurden derartige Läufe abseits der Stadtzentren organisiert. Der erste große breitensportliche Lauf durch eine deutsche Innenstadt fand in Berlin im Mai 1981 statt:

Die „25 km de Berlin“ wurden mit Hilfe der Alliierten in West-Berlin gestartet. Kurz darauf folgte mit dem Frankfurt-Marathon das erste deutsche City-Rennen über die 42,195 km. Im September fand dann auch der Berlin-Marathon erstmals auf den Straßen der Stadt statt. Der Lauf hatte zwar schon 1974 seine Premiere, doch in den ersten Jahren wurde auf einer Pendelstrecke am Rande des Grunewaldes gelaufen.

Spitzensportlich hat sich der Frankfurt-Marathon nach der Jahrtausend-Wende enorm entwickelt. Zeitweise zählte das Rennen sogar zu schnellsten der Welt über die klassische Distanz. Höhepunkt war dabei der nach wie vor aktuelle Streckenrekord von Wilson Kipsang. 2011 lief der Kenianer sensationelle 2:03:42 Stunden und verpasste damit den Weltrekord um lediglich vier Sekunden. Es war damals die zweitschnellste je gelaufene Zeit. Heute ist der Mainova Frankfurt-Marathon mit diesem Streckenrekord immer noch das elftschnellste Männer-Rennen der Welt.

Für die deutschen Lauf-Veranstalter waren die Straßenlauf-Premieren vor gut 40 Jahren eine große Herausforderung.

In Frankfurt gab es dabei entscheidende Unterstützung vom Chemie-Unternehmen Hoechst. Das Unternehmen hat seinen eigenen Sportklub (OSC Hoechst) und rund 130 Läufer des Klubs starteten damals bei nationalen und internationalen Rennen. Irgendwann entschied eine Gruppe dieser Läufer, dass man einen eigenen Lauf organisieren sollte. Es bestand Einigkeit darin, dass es sich dabei um eine Veranstaltung handeln sollte, an der Elite- und Breitensportler zugleich teilnehmen konnten.

Mit Hilfe von Hoechst wurde ein Organisationsteam zusammengestellt. Das Unternehmen wurde nicht nur Titelsponsor und unterstützte den Lauf finanziell sondern Hoechst stellte auch Personal und Material. Wolfram Bleul war der erste Race-Direktor. Am 17. Mai 1981 startete der legendäre tschechische Olympiasieger Emil Zatopek den ersten Frankfurt-Marathon neben einer Hoechst-Fabrik. Die Premiere hatte 3.169 Meldungen und verzeichnete 2.588 Läufer im Ziel. Rund 150.000 Zuschauer säumten die Strecke. Der Schwede Kjell-Erik Stahl gewann das Rennen in 2:13:20 Stunden – eine für damalige Verhältnisse gute Zeit.

1982 stieg die Anmeldezahl auf 5.529 Läufer und die Siegzeiten verbesserten sich in den Jahren nach der Premiere ebenfalls. 1983 lief Charlotte Teske mit 2:28:32 Stunden die erste Zeit unter 2:30 in Frankfurt und stellte damit einen bundesdeutschen Rekord auf. Ein Jahr später erreichte der äthiopische Weltklasseläufer Dereje Nedi 2:11:18. Das war die bis dahin schnellste je in Deutschland gelaufene Zeit. Zuvor war Frank Shorter (USA) bei seinem Olympiasieg in München 1972 2:12:19 gelaufen.

Doch nachdem sich Hoechst vom Frankfurt-Marathon zurückzog, musste das Rennen 1986 abgesagt werden. Eine neue Organisation wurde geformt, wobei die Stadt Frankfurt fortan eine stärkere Rolle spielte. Die sechste Auflage des Frankfurt-Marathons wurde dann 1987 auf einem neuen Kurs gestartet.

In den 90er Jahren hatte das Rennen eine Reihe von deutschen Siegern – darunter waren Katrin Dörre-Heinig, Luminita Zaituc und Herbert Steffny –, aber verglichen mit den Marathonläufen von Berlin oder Hamburg konnte Frankfurt nicht mehr mithalten. Während in der deutschen Hauptstadt eine Reihe von Weltklassezeiten und dann sogar Weltrekorde gelaufen wurden, wartete man am Main vergeblich auf die erste Zeit unter 2:10 Stunden. Nach starken ersten Jahren Anfang der 80er hatte Frankfurt den internationalen Anschluss verloren.

Eine politische Entscheidung der Stadt Frankfurt ebnete schließlich den Weg für einen Aufwärtstrend. 2002 wurde entschieden, dass Jo Schindler die Organisation übernehmen sollte. Er hatte in den Jahren zuvor den Regensburg-Marathon erfolgreich entwickelt. Sein Ziel war es, den Frankfurt-Marathon zu einem Weltklasse-Event zu machen – wonach es damals überhaupt nicht aussah. Der neue Race-Direktor nutzte vorhandene und bewährte Frankfurter Kräfte, doch er band auch neue, zum Teil sehr erfahrene Organisatoren ein. Das Ziel wurde fortan in die Frankfurter Festhalle verlegt.

Seit 2003 war der in diesem Frühjahr verstorbene Christoph Kopp verantwortlich für die Elite-Felder in Frankfurt.

Der Berliner hatte einst aus dem Berlin-Marathon ein Weltklasserennen gemacht und gleiches gelang ihm auch am Main. Christoph Kopp hatte umgehend Erfolg. 2003 fiel endlich die 2:10-Stunden-Marke. Der Kenianer Boaz Kimaiyo gewann das Rennen in 2:09:28. Seitdem war kein Sieger in Frankfurt langsamer als 2:10 Stunden.

Sieben Streckenrekorde in den folgenden acht Jahren katapultierten das Rennen in die Gruppe der schnellsten Marathonläufe der Welt. 2011 krönte Wilson Kipsang dann das 30. Jubiläum mit der Kursbestzeit von 2:03:42. „Der Frankfurt Marathon 2011 war eines der wichtigsten Rennen meiner Karriere. Es war mein erster Versuch, den Weltrekord anzugreifen. Und obwohl ich ihn damals um vier Sekunden verpasste, hat Frankfurt mich als Läufer auf ein neues Level gebracht. Die Gastfreundschaft der Menschen und der Zieleinlauf in Frankfurt sind großartig“, erinnerte sich der spätere Weltrekordler und Olympia-Zweite Wilson Kipsang an dieses Rennen. Für einen weiteren großen Höhepunkt sorgte Arne Gabius, der 2015 den 27 Jahre alten deutschen Rekord brach. Er erreichte als Vierter 2:08:33 Stunden.

Auch bei den Frauen wurde der Streckenrekord über die Jahre deutlich gesteigert. Eine Weltklassezeit erreichte die Äthiopierin Meselech Melkamu 2012 mit 2:21:01 Stunden. Es dauerte dann sieben Jahre, bis auch in Frankfurt die 2:20-Barriere fiel: 2019 triumphierte die Kenianerin Valary Aiyabei mit 2:19:10.

Nachdem die Rennen 2020 und 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen waren, meldete sich der Mainova Frankfurt-Marathon vor einem Jahr wieder zurück. Rund 8.000 Läufer wurden 2022 im Ziel in der Festhalle registriert, womit das Rennen seine Position als zweitgrößter deutscher Marathon hinter Berlin bestätigte. In den Jahren vor der Pandemie hatten sich bis zu gut 16.000 Läufer für das Rennen über die 42,195 km gemeldet.

Entwicklung der Streckenrekorde

MÄNNER

2:03:42 Wilson Kipsang KEN 2011

2:04:57 Wilson Kipsang KEN 2010

2:06:14 Gilbert Kirwa KEN 2009

2:07:21 Robert Kiprono Cheruiyot KEN 2008

2:07:58 Wilfred Kigen KEN 2007

2:08:29 Wilfred Kigen KEN 2005

2:09:10 Boaz Kimaiyo KEN 2004

2:09:28 Boaz Kimaiyo KEN 2003

2:10:40 Henry Cherono KEN 2000

2:10:59 Michael Fietz GER 1997

2:11:18 Dereje Nedi ETH 1984

2:12:41 Mehmet Altun TUR 1983

2:12:54 Delfim Moreira POR 1982

2:13:20 Kjell-Erik Stahl SWE 1981

 

FRAUEN

2:19:10 Valary Aiyabei KEN 2019

2:20:36 Meskerem Assefa ETH 2018

2:21:01 Meselech Melkamu ETH 2012

2:21:59 Mamitu Daska ETH 2011

2:23:25 Caroline Kilel KEN 2010

2:25:12 Alevtina Biktimirova RUS 2005

2:26:01 Luminita Zaituc GER 2001

2:26:48 Katrin Dörre-Heinig GER 1997

2:27:44 Franziska Moser SUI 1994

2:28:32 Charlotte Teske GER 1983

2:36:38 Heidi Hutterer GER 1982

2:47:18 Doris Schlosser GER 1981

 

Text und Statistik: Jörg Wenig / Race News Service